Maktûbât
25-07-2025
Im Meer der Gottesnähe: Eine Reise zur ewigen Vereinigung
O du Edler,
o derjenige, der von Allah dem Erhabenen geehrt wurde und dem die Ehre zuteilwurde, viele göttliche Gaben zu empfangen... Wisse:
„(…) Allah führt zu Seinem Licht, wen Er will. (…)“ (Der edle Koran 24:35)
Dieser Vers ist eine Quelle tiefster spiritueller Fülle. Erträume den Moment, in dem aus den Wolken dieser Fülle die Blitze der inneren Erkenntnis aufleuchten... Überlege, was geschehen könnte, und erinnere dich an das erhabene Wort:
„Er zeichnet mit Seinem Erbarmen aus, wen Er will, und Allah besitzt große Huld.“ (Der edle Koran 3:74)
Denk auch daran, dass durch die Gnade, die dieses Wort mit sich bringt, die Winde der Gottesnähe (Vuslat) ständig über dir wehen… Versuche zu verstehen. Und höre zu. Wir werden erklären, was geschehen kann:
In jenem Moment beginnen im Herzen die Wohlgerüche der Vertrautheit zu wehen… Diese Düfte breiten sich aus wie Pflanzen in einem Garten des Paradieses, sie wachsen und verströmen ihren Duft in alle Richtungen.
In diesem Garten beginnen die Nachtigallen der Sehnsucht mit dem Ruf: „O, mein Josef, o!“[1] zu singen. Im Reich der Geheimnisse beginnen die Flammen der Sehnsucht zu leuchten. Die Vögel der Gedanken breiten ihre Flügel in der Weite der göttlichen Erhabenheit aus und beginnen mit großer Leichtigkeit zu fliegen.
Dieser Zustand wird als Zustand der Erkenntnis (Ma‘rifet) und als Welt der Erkenntnis bezeichnet. Diese Welt ist voller endloser, weiter Täler. Selbst jene, die über höchsten Verstand verfügen, können sich dort nicht mehr zurechtfinden, sie verirren sich und wissen nicht weiter. Dann beginnen sich dort seltsame, furchteinflößende Zustände zu zeigen.
Plötzlich erscheint eine „Hand der Ehrfurcht“, die sich erhebt und über einem zu schweben scheint, als würde sie jeden Moment niedersausen. Angesichts dieser Erscheinung gerät das eigene Verständnis ins Wanken, bis in seine Grundfesten.
Sodann zeigt sich plötzlich eine ganz andere Welt. Von jenseits der Schleier erheben sich Stimmen. Insbesondere gewaltige, ehrfurchtgebietende Stimmen. Kann das Ohr so etwas überhaupt aushalten? Und bleibt im Innersten desjenigen, der die tiefere Bedeutung davon erahnt, überhaupt noch ein Herz unversehrt?
Stell dir vor: „Sie schätzen Allah nicht ein, wie es Ihm gebührt. (…)“[2], welches Ohr könnte solche Worte ertragen? Wenn dieser Vers nicht allgemein, sondern direkt an dich persönlich gerichtet wäre, was würdest du dann tun? Würdest du in diesem Moment nicht deine Seele aufgeben wollen?
Dieses Meer der Bedeutung ist ungeheuer weit. Darin fahren die Schiffe der Entschlossenheit, und auf ihnen die Wahrheitssuchende. Für sie sind weder die Wellen noch die Gefahren des Meeres von Bedeutung. Unterschätze niemals diese Schiffe, die solche Reisende tragen. Ihre wahre Größe, Beschreibung lautet:
„(Er ist) der Erschaffer der Himmel und der Erde. Er hat euch aus euch selbst Gattinnen gemacht, und auch aus dem Vieh Paare, wodurch Er euch vermehrt. Nichts ist Ihm gleich; und Er ist der Allhörende und Allsehende.“(Der edle Koran 42:11)
Diese Aussage, die solch erhabene Bedeutungen trägt, ist zugleich der Wind, der die Schiffe jener Reisenden antreibt. Er bläht ihre Segel und lässt sie vorankommen.
Denke nach… Noch einmal… Denke noch einmal…
„(…) Allah liebt sie, und sie lieben Allah. (…)“[3], bedenke die tiefe Bedeutung, auf die dieser edle Vers hinweist. Diese Bedeutung ist ein weites Meer, und dieses Meer trägt den Namen; Meer der Liebe. Es ist das Meer der Liebe, Zuneigung und göttlichen Nähe. Jene, die die wahrhaft lieben, setzen in diesem Meer ihre Segel. Sie beginnen, in die Ferne zu reisen. Dass sich ihre Segelboote mal zur einen, mal zur anderen Seite neigen, erschreckt sie nicht. Die Wellen können sie nicht von ihrem Weg abbringen.
Wellen, so groß wie Berge, türmen sich auf und wollen sie unter sich begraben. Doch die Hilfe der Wahrheit (Hakk) schützt sie. Und sie wissen das auch. Trotzdem können sie nicht anders, als zu flehen. Jeder Einzelne ruft und fleht:
„(…) Mein Herr, gewähre mir einen gesegneten Abstieg, denn Du bist der Beste derjenigen, die Abstieg gewähren.“(Der edle Koran 23:29)
Was könnte wohl dieses Ziel (dieser „Abstieg“) sein, wenn nicht die Begegnung mit Gott und die Nähe zur Wahrheit? Doch, wie überall, gilt auch hier: Die innere Veranlagung (das Potenzial des Einzelnen) entscheidet. Sie flehen, sie bitten… Und doch bleibt ihnen nichts in der Hand außer dem, was in folgendem Vers gesagt wird:
„Gewiss, diejenigen, an die von Uns (das Versprechen für) die beste Behandlung vorausgegangen ist, sie werden von ihr (Hölle) ferngehalten.“ (Der edle Koran 21:101)
Wer wird die Seelen suchen, die auf diesem Weg verloren gegangen sind? Wer wird denn nach den Häuptern fragen, die gefallen sind? Nur jene, denen Rettung bereits vorherbestimmt ist, werden auch gerettet… Denn so ist es ihrem ewigen Wesen nach bestimmt worden.
Das Meer soll aufsteigen, und die Wellen sollen die Liebesreisenden verschlingen, so ihr Wille… Doch wenn Gott schon in der Ewigkeit ihre Rettung bestimmt hat, so bringt Er sie in einem einzigen Augenblick wohlbehalten zum Berg Cudi.
Insofern hat sie eine Anziehungskraft (Cezbe) des Allerbarmers erreicht. Er hat ihre Hand ergriffen und sie dorthin gezogen, was im Koran als „Versammlung/Sitz der Wahrheit“ bezeichnet wird. (siehe der edle Koran 54:55)
Dieser Rang (Zustand) ist ein Ort, an dem, entsprechend der ewigen Veranlagung, göttliche Gnaden und Wohltaten herabströmen. Es gibt nicht nur einen einzigen Rang, es sind viele. Um von einem Rang zum nächsten zu gelangen, muss man jeweils Zwischenstationen durchlaufen, die sich je nach Person unterscheiden können, mal eine, mal mehrere.
Doch es gibt eine bestimmte Station, die als einzig erscheint, aber sehr schwer zu überwinden ist, es ist eine Station, die ausnahmslos jedermann durchlaufen wird. Diese Station ist im folgenden Vers verborgen:
„(…) Bin Ich nicht euer Herr? (…)“ (Der edle Koran 7:172)
Wer diese Station überschreitet, dessen Weg führt weiter, in die Welt der Gottesnähe und Vereinigung (Vuslat). Wer bis hierhin gelangt, der muss wahrlich eine starke innere Veranlagung (Istidat) besitzen. Auch die Reisenden auf diesem Pfad erkennen das, sie sind voller Freude, Staunen und tiefem Rausch. Dann werden ihnen göttliche Gabentafeln bereitet. Von diesen werden sie reichlich profitieren. Diese Gaben sind folgendermaßen beschrieben:
„Für diejenigen, die Gutes tun, gibt es das Beste (an Lohn) und noch mehr. Ihre Gesichter werden weder von Dunkelheit noch Erniedrigung bedeckt. Das sind die Insassen des (Paradies)gartens; ewig werden sie darin bleiben.“ (Der edle Koran 10:26)
Jeder, der zur Wahrheit (Hakk) gelangen will, muss die erwähnten weiten und aufgewühlten Meere durchqueren. Um sie zu überwinden und zur göttlichen Nähe zu gelangen, braucht der Mensch auf diesem Weg nur eines: Liebe. Wenn diese Liebe vorhanden ist, dann fürchte dich nicht. Du wirst jedes Meer, jedes weite Gewässer, überwinden. Die Ozeane werden dir erscheinen wie bloße Gräben. Berge und Ebenen werden dir wie ein einzelner Schritt vorkommen.
Auf diesem Weg wird jeder Reisende von der Liebe getragen. Für die Menschen der Wahrheit (Hakk) ist die Liebe ein inneres Feuer. Dieses Feuer verbrennt und verzehrt sie jederzeit von innen.
Möge es brennen! Wird denn dem Brennenden das Wasser verwehrt? Bleibt der Arzt dem Kranken etwa fern? Insbesondere wenn das brennende Herz, das Herz des Hakkliebenden (Gottesliebenden) ist und die erkrankte Seele, seine Seele ist… Sollte genau diesen das innere brennen, dann eilt der Liebeswein zu ihrer Hilfe. Was könnte sonst dieses innere Feuer löschen außer der Liebeswein? Der Kelch, aus dem ihnen dieser Wein der Liebe gereicht wird, trägt den Namen: Kurbiyet… Das Glas der Gottesnähe. Es ist der Kelch der Vereinigung und das Glas der göttlichen Verbundenheit. Wie schön und was für eine Erhabene Sache es doch ist…
In diesem Moment umgeben sie die Sakīs, die geistigen „Schenker“. Sie reichen dem, dessen Innerstes vor Liebe zu Gott brennt, etwas vom Liebeswein. Sie schauen nicht darauf, wer einschenkt, sie trinken, und trinken, und werden niemals satt. Wie sollten sie auch satt werden, denn:
„(…) Zu trinken wird ihr Herr ihnen ein reines Getränk geben.“ (Der edle Koran 76:21)
Was ist das nur für ein Wein… Wenn durch das Trinken die Vereinigung (Visal) geschieht… Und wenn jener, der einschenkt, Allah selbst ist… Sein Rang ist erhaben, weit über allem, was wir uns vorstellen können.
Diese Menschen haben nun alles erreicht, was es zu erreichen gibt… Alles gefunden, was es zu finden galt. Ich weiß nicht, aber was könnte man ihnen noch wünschen?... Wer Ihn nicht gefunden hat, warum bleibt er stehen?... Und wer Ihn gefunden hat, was sollte ihm verwehrt werden?...
Dort ist die letzte Station der Reise. Wer sie erreicht, hat somit das ewige und unvergängliche Reich erreicht, eine Herrschaft ohne Ende…
Diese von ihnen betretene Welt (Dimension), wird im Koran so beschrieben:
„Und wenn du dort hinsiehst, wirst du Wonne und ein großes Reich sehen.“ (Der edle Koran 76:20)
Was für ein schöner Verlust, wenn man das eigene Selbst auf diesem Weg verliert… Denn der Lohn für dieses Opfer ist die Vereinigung mit der Wahrheit (Hakk).
Möge Allah, der Erhabene, uns allen gewähren, unser Selbst abzulegen, und die Vereinigung mit Ihm zu finden.
Amin!
[1] Der edle Koran 12:84
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