DER ZUSTAND DER GLÄUBIGEN IM DIESSEITS

04-08-2019

Der Zustand der Gläubigen im Diesseits

In diesem Zusammenhang können die Gläubigen in verschiedene Kategorien eingeteilt werden: jene, deren Herzen fest mit dem Paradies verbunden sind und jene, deren Herzen mit dem Schöpfer fest verbunden sind, und bei ihnen handelt es  sich um die Kennenden. Dabei ist es durchaus möglich, dass der Führer der Gläubigen durch seine Äußerungen einen Hinweis darauf gibt, dass während sich der Körper des Kennenden in dieser Welt befindet, ist sein Herz bei seinem Meister.

 

In einer mursal Überlieferung unter Berufung auf Al-Hassan lautet es, dass der Gesandte Allahs ﷺ von Allah berichtete: ,,Das Zeichen der Reinheit ist, dass das Herz des Dieners mit Mir verbunden ist. Befindet er sich in solch einem Zustand, so wird er Mich nie vergessen. Wenn dem so ist, lasse Ich ihm die Gnade zuteilwerden, sich Mir in Hingabe zuzuwenden, auf dass er Mich nicht vergessen wird. Da er Mich nicht vergisst, Bin Ich es, Der sein Herz bewegt: wenn er spricht, spricht er um Meinetwillen, und wenn er schweigt, schweigt er um Meinetwillen, und wenn er schweigt, schweigt er um Meinetwillen. Dies ist eine Person, welche Meine Unterstützung und Hilfe erhalten wird.“

 

Die Menschen der letzten Kategorie sind Fremde und Fremdartige, während ihre Erscheinungsform der Fremdartigkeit zu der seltensten gehört. Die Gottesfürchtigen unterteilten die Fremdartigkeit in zwei Gruppen: die Äußere und die Innere.

 

Zur Gruppe der äußeren Fremdartigkeit gehören die, die sich darum bemühen, sich selbst stets zu verbessern und ebenfalls andere dazu auffordern, obwohl sie unter den Verdorbenen leben. Sie sind die Wahrhaftigen unter den Prahlern und Heuchlern, die Gelehrten unter den Unachtsamen und Rüpelhaften. Sie sind diejenigen, die sich nach dem Jenseits sehen unter all denjenigen, die nur das Leben dieser Welt im Sinn haben und dabei jegliche Furcht und jegliche Sehnsucht verloren haben. Sie sind die Asketen unter all jenen, die gierig nach allem Flüchtigen sind.

 

Bezüglich der Form der inneren Fremdartigkeit, so bewegt sich diese auf der Ebene der Absicht und des Zwecks. Dies ist die Fremdartigkeit des Kennenden unter allen Geschöpfen, selbst hinsichtlich der Gelehrten, der Diener und der Asketen. Dem ist so, weil die Angehörigen der zuletzt genannten Gruppen sich neben ihr Wissen, ihren Gottesdienst und ihre Enthaltsamkeit aufstellen, während sich jedoch der Kennende zu seinem Herrn stellt, und sein Herz weicht zu keinem Zeitpunkt von Ihm.

 

Sulayman pflegte zu sagen, wenn er sich beschrieb: ,,Ihre Absichten gleichen nicht den Absichten anderer Menschen, ihr Verlangen nach dem Jenseits ist nicht gleich dem Verlangen anderer Menschen, und ihre Bittgebete gleichen nicht den Bittgebeten anderer Menschen.“

 

Yahya Ibn Mu´adh sagte: Der Asket ist der Fremdartige dieser Welt und der Kennende ist der Fremdartige im Jenseits“, was bedeutet, dass der Asket unter den Menschen fremd ist, die nach dem Diesseits streben, während der Kennende unter den Menschen fremd ist, die nach dem Jenseits streben;  vor beiden dieser Gruppen bleibt er unerkannt, lediglich die seinesgleichen erkennen ihn.

 

So kann es durchaus geschehen, dass im Kennenden alle Arten der Fremdartigkeit auftreten, oder auch nur manche, doch wie dem auch sei , fragt nicht nach seiner Fremdartigkeit! Die hingebungsvollen Diener sind den Menschen dieser und der jenseitigen Welt bekannt, wohingegen die Kennenden vor beiden verborgen sind. Yahya Ibn Mu´adh sagte:,,Der Diener ist wohl bekannt, wohingegen der Kennende verborgen ist.“

 

Zudem kann es vorkommen, dass sich der Kennende über seinen eigenen Zustand, auf Grund der Feinheit und der schlechten Meinung, die er über sich selbst hat, nicht bewusst ist. Ibrahim Ibn Adham sagte: ,,Ich habe dies in niemand anderem außer bei einem gesehen, der sich selbst darüber nicht bewusst war und auch andere bemerkten es nicht „

In einem Hadith unter Berufung auf Sa´d, sagte der Gesandte Allahs ﷺ:

,, Allah liebt den gottesfürchtigen Diener, der unbekannt bleibt.“

 

In dem Hadith, überliefert unter Berufung auf Mu´adh, heisst es, dass der Gesandte Allahs ﷺ gesagt hat: ,,Allah liebt diejenigen seiner gottesfürchtigen Diener, die unbekannt bleiben. Jene, die wenn sie anwesend sind, nicht bemerkt werden und ihre Abwesenheit nicht vermisst wird. Sie sind die Imame der Rechtleitung und die Nischen des Wissens.“

 

Ali, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte: ,, Tuba gebührt jedem Diener, der die Menschen kennt, doch kennen sie ihn nicht. Allah kennt ihn und ist wohlzufrieden mit ihm. Jene sind die Nischen der Rechtleitung und sie sind es, die aus jeder dunklen und täuschenden Prüfung unbeschadet hervorkommen.“

 

Ibn Mas´du sagte: ,,Gehört zu den Menschen, die beständig ihre Herzen wiederbeleben, abgetragene Kleidung tragen, mit Licht die Dunkelheit erhellen und den Verweilenden auf Erden unbekannt, doch den Bewohnern der Himmel bekannt sind.“

Dies ist die Elite der Fremdartigen, jede, die vor den Wirrungen fliehen, um ihre Religion zu schützen, jene welche sich von dem Stämmen losgelöst haben und jene, die gemeinsam mit Isa, möge der Friede Allahs mit ihm sein, auferweckt werden. Unter den Menschen, die sich nach dem Jenseits sehnen, sind sie seltener zu finden, als rotes Gold. Welchen Status nehmen sie dann erst unter denen ein, die nach dem Diesseits streben?!? Den meisten der beiden Gruppen bleibt ihr Zustand unbekannt. Ein Dichter sagte…

 

Ich versteckte mein Leben unter dem Flügel der Zeit.

Mein Auge vermag auf mein Leben zu blicken,

doch die Zeit sieht mich nicht.

Würdest du die Tage danach befragen, wer ich bin,

sie wüssten es nicht.

Wohin ich gehöre? Sie wüssten es nicht.

 

Diejenigen von ihnen, die bekannt sind, begleiten die Menschen dieser Welt mit ihren Körpern, aber ihre Herzen sind mit den Angelegenheiten des Himmels beschäftigt, so wie es der Führer der Gläubigen darstellte…

 

Mein Körper ist bei mir, doch meine Seele ist bei Dir,

Der Körper ist der Fremde, da doch die Seele zuhause ist.

Rabi´ah Al-Adaqiyyah pflegte Folgendes zu sagen:

 

Mein Herz ist der Ort, an dem ich mich mit Dir unterhalte.

Meinen Körper habe ich meinen Gefährten überlassen.

Der Körper schenkt jenen Behagen, die um ihn herum sitzen.

Doch der Geliebte meines Herzens ist mein wahrer Trost.

 

Viele von ihnen konnten nicht die Kraft aufbringen, um mit der Schöpfung umzugehen und flohen infolgedessen, damit sie alleine mit ihrem Geliebten sein konnten. Deshalb verbrachten einige ihre Zeit in der Abgeschiedenheit. Als einer von ihnen gefragt wurde:

,,Nagt nicht die Einsamkeit an dir ?“ , erwiderte er: ,,Wie könnte dem sein, wo Er doch gesagt hat, dass Er der Gefährte dessen ist, der Seiner gedenkt?“ Ein anderer sprach: ,,Wie könnte die Einsamkeit an einem nagen, wenn man sich bei Allah befindet ?“ Ein weiterer sagte: ,,Jedem, dem die Einsamkeit zu schaffen macht, mangelt es an Trost, den er bei Allah findet.“

 

Yahya Ibn Mu´adh pflegte sich des Öfteren zurückzuziehen woraufhin sein Bruder ihn dafür kritisierte: ,,Wenn du ein Mann unter den Menschen bist, bist du auf die Gesellschaft von Männern angewiesen!“ Er erwiderte: ,,Wenn du ein Mann unter den Menschen bist, bist du auf Allah angewiesen.“

Einst wurde er gefragt: ,,Du hast dich von den Menschen losgelöst, mit wem lebst du?“ Er antwortete: ,,Mit Demjenigen für Den ich mich losgelöst habe.“

 

Ibrahim Ibn Adham sagte folgendes Gedicht auf…

 

Ich habe mich von allen Menschen wegen der Liebe zu Dir losgelöst.

Meine Angehörigen habe ich zurückgelassen, um Dich zu sehen.

Würdest Du mir in meiner Liebe meine Gliedmaßen ausreißen,

würde sich mein Herz weiter nach Dir sehnen.

 

Ghazwan wurde einmal für seine Zurückgezogenheit kritisiert, worauf er erwiderte: ,,Mein Herz erlangt Erleichterung, indem ich mich zu Dem geselle, Der Sich um meine Bedürfnisse kümmert.“

 

Gerade weil sie als fremdartig betrachtet werden, kann es vorkommen, dass man sie des Wahnsinns beschuldigt, sowie es bei Oways der Fall war. Abu Muslim Al-Khawalani machte viel Dhikr und seine Zunge bewegte sich stets im Gedenken Allahs. Da fragte ein Mann einen seiner Gefährten: ,,Ist euer Freund verrückt?“ Abu Muslim erwiderte: ,,Nein, mein Bruder, vielmehr ist dies die Heilung gegen Wahnsinn!“

 

Es gibt einen Hadith in welchem der Gesandte Allahs ﷺ sagte: ,,Erinnert euch an Allah, bis sie sagen: ,Er ist verrückt!“

 

Al-Hassan sagte beschreibend über sie: ,,Wenn der Unachtsame ihn erblickt, denkt er, dass er krank sei, doch wie weit entfernt sind jene von der Krankheit in Wahrheit! Er wird sagen, dass sie den Verstand verloren, doch an eine Angelegenheit, die all ihre Vermutungen überstiegt. Bei Allah, in ihrem Streben danach, bleibt ihnen keine Zeit für eure weltlichen Anliegen!“

 

In einem Hadith des Gesandten Allahs ﷺ riet er ﷺ einer Person, indem er ﷺ sagte: ,,Schäme dich vor Allah in dem Maße, wie du dich vor zwei rechtschaffenen Personen aus deiner Familie schämen würdest.“

 

In diesem Zusammenhang sagte der Dichter…

 

Bei der Unverletzlichkeit der Liebe!

Niemand finde ich, um Dich zu ersetzen.

Oh mein Gebieter! Kein anderes Ziel habe ich als Dich.

Über Dich zu sprechen, bringt sie dazu zu sagen:

,Er hat eine Krankheit!“

Ich sage: ,Möge die Krankheit niemals von mir gehen!´

 

In einem anderen Hadith sagte er ﷺ: ,,Die beste und vorzüglichste Eigenschaft des Glaubens ist, dass du weisst, dass Allah bei dir ist, wo immer du dich auch befindest.“

 

In einem weitern Hadith wurde er ﷺ darüber befragt, wie man seine Seele reinigen kann, woraufhin er ﷺ antwortete: ,,Zu wisse, dass Allah bei ihm ist, wo immer er sich auch befindet.“

 

In einem anderen Hadith sagte er ﷺ , dass sich drei Personen am Tage der Auferstehung im Schatten Allahs befinden werden und es wird keinen Schatten geben außer Seinem. Unter den genannten Personen erwähnte er diejenige, die weiss, dass Allah sich bei ihr befindet.

 

Es ist fest erwiesen, dass er ﷺ über Ihsan befragt wurde, worauf er ﷺ antwortete: ,,Dass du Allah anbetest, als ob du Ihn sähst; denn, wenn du Ihn nicht siehst, so sieht Er dich doch.“

 

Vor diesem Hintergrund verfasste Abu Ubadah Al- Bukhtari einige schöne Verse, doch leider richteten sie sich an ein Geschöpf. Ich habe einige Stellen des Gedichts ausgebessert, um ihm in diesem Zusammenhang Gültigkeit zu verleihen…

 

 

 

Es scheint als würde ein Wächter meine Gedanken prüfen,

Und ein anderer meinen Blick und meine Zunge.

Deshalb habe ich meine Augen nach Dir auf nichts mehr gerichtet,

dass Dich verärgern könnte außer, dass ich ausrief:

,Sie haben mich gesehen!´

Meine Lippen haben nach Dir kein Wort mehr, außer um

Deinetwillen gesprochen, außer, dass ich ausrief:

,Sie haben mich gehört!´

Nicht ein Gedanke, der Dich nicht zum Inhalt hat, hat

Mein Herz gestreift, außer, dass sie sich in ihrem Spuren verfingen.

Wenn die Sitzenden Wohlbehagen in ihren Wünschen finden, und über den

Soundso und seine Aussagen sprechen,

So schärft mir ihre Gesellschaft eine Sehnsucht ein – Deine

Nähe ist es, die ich wünsche,

So sehr, dass ich nicht länger sitzenbleiben kann.

Meine wahrhaftigen Brüder, müde bin ich von ihrer Gesellschaft,

Meine Blicke senke ich und meine Zunge halte ich zurück.

Nicht, dass ich andere für bessere Gesellschaft erachte,

Doch glaube ich, dass Du mich aus jeder Richtung anschaust.

Dies ist das Ende von dem, was der Shaykh erwähnte.

 

Alles Lob und aller Preis gebührt Allah alleine.

Möge reichlich Fieden und Segen auf unserem Meister,

Muhammad, seiner Familie und seinen

Gefährten sein.


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