AHMAD IBN IBRAHIM AL-WASITI - HANBALITISCHER SUFI

15-08-2025

Ahmad ibn Ibrahim al-Wasiti, gest. 711 nach derHijra, im Jahr 1311 n. Chr. Er war ein hanbalitischer Sufi zwischen Junayd und Ibn Taymiyyah

Kindheit und Ausbildung in Wasit:

Ahmed ibn Ibrahim ibn Isa al-Wasiti, in der Gelehrtenwelt als Abu al-‘Abbas al-Wasiti bekannt, wurde in Wasit geboren, einer Stadt im Herzen des Irak, die seit Jahrhunderten als Hochburg islamischer Gelehrsamkeit galt. Schon früh prägten ihn die Atmosphäre religiöser Bildung und die Disziplin traditioneller Lehrkreise. Er begann seine Studien im schafiitischen Rechtsschule (Madhhab), die damals in weiten Teilen des Irak dominierte. Gleichzeitig kam er in Kontakt mit der Qadiri-Sufi-Tradition, die ihre spirituelle Linie auf den berühmten Schaich ‘Abdul Qadir al-Jilani zurückführt.

 

Aufbruch nach Damaskus

Die Suche nach tieferer Erkenntnis und innerer Läuterung führte ihn schließlich nach Damaskus, eines der bedeutendsten geistigen Zentren der damaligen islamischen Welt. Dort begegnete er einem Gelehrten, der sein Leben entscheidend verändern sollte: Schaich al-Islam Ibn Taymiyyah. Dieser war berühmt für seine geistige Klarheit, seine umfassende Beherrschung von Koran und Sunna sowie seine kompromisslose Verteidigung der orthodoxen Lehre, Eigenschaften, die ihm gleichermaßen Verehrer und Kritiker einbrachten.

 

Wechsel zum hanbalitischen Madhhab

Al-Wasiti, damals noch fest in der schafiitischen Rechtslehre verwurzelt, besuchte die Unterrichtskreise Ibn Taymiyyahs zunächst mit offenem, aber prüfendem Blick. Doch die tiefgehenden Ausführungen des Schaichs über den Tauhid, seine scharfe Zurückweisung religiöser Neuerungen (Bid‘ah) und seine eindringliche Betonung der Aufrichtigkeit in der Anbetung fanden unmittelbaren Widerhall in seinem Herzen.

Überliefert wird, dass al-Wasiti nach einer Predigt Ibn Taymiyyahs über den „geraden Weg“ (as-sirat al-mustaqim) ohne Zögern den Schritt vollzog: Er trat zum hanbalitischen Madhhab über und beschrieb diesen Wandel als plötzlichen, erhellenden Durchbruch. Fortan gehörte er zu den engsten Schülern und treuesten Gefährten des Schaichs.

 

Sufismus zwischen Scharia und Innerlichkeit

Al-Wasiti verkörperte eine seltene Harmonie: Er verband die Nüchternheit und Disziplin des hanbalitischen Rechts mit einer Sufi-Spiritualität, die fest in Koran und Sunna verankert war, ganz im Sinne von Imam Junayd al-Baghdadi. Seine spirituelle Prägung speiste sich aus drei Quellen:

1. der klaren Ausrichtung Junayds, der lehrte, dass wahre Mystik ohne Scharia leer sei,

2. der Strenge der hanbalitischen Rechtsschule,

3. und der reinen Überlieferungskette des Qadiri-Ordens.

Diese ausgewogene Haltung brachte ihm den Ruf ein, der „Junayd seiner Zeit“ zu sein, ein Sufi-Meister, der die innere Läuterung des Herzens mit äußerer Rechtstreue vereinte.

 

Werke und Schriften

Al-Wasitis schriftliches Erbe zeugt von tiefer theologischer Einsicht und feiner spiritueller Beobachtung. Zu seinen wichtigsten Werken zählen:

- As-Sirat al-Mustaqim – eine Abhandlung über den geraden Weg in Glauben und Praxis,

- Al-Tanbihat al-Latifah – prägnante Hinweise zu Frömmigkeit und spiritueller Disziplin,

- Risalah fi al-Tasfiyah wa al-Tarqiyah – ein Werk über die Reinigung und Erhebung der Seele.

Diese Schriften dienten Generationen von Suchenden als Leitfäden, um äußere Gottesdienste und innere Herzensarbeit miteinander zu verbinden.

 

Ein bleibendes Vermächtnis

Ahmed ibn Ibrahim al-Wasiti bleibt in der Erinnerung vieler als Brückenbauer zwischen den Wegen:

- Er verband die intellektuelle Klarheit und Reformkraft Ibn Taymiyyahs mit der tiefen Spiritualität der frühen Sufis.

- Er bewies, dass Tasawwuf und strikte Treue zur Sunna keine Gegensätze sind.

- Er prägte eine Generation von Schülern, die Juristen und Mystiker zugleich ansprach.

Besonders in kurdischen, irakischen und levantinischen Gelehrtenkreisen wird er bis heute mit Respekt und Verehrung genannt, vor allem unter Anhängern der Qadiri- und Hanbali-Traditionen. Sein Leben steht als Beispiel dafür, dass der Weg des Wissens und der Weg des Herzens in Wahrheit nur ein einziger ist.

 

Im Auftrag des Islam
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