LUZIFER

22-08-2017

Das Wort Luziferianismus wird selten benutzt, weil ‚Luzifer' in der jüdisch-christlichen Theologie mit Satan gleichgesetzt wird. Es ist trotzdem die Philosophie, die man in den höchsten Kreisen der Gesellschaft vorfindet, die wir die ‚okkulte Elite‘ nennen. Interpretiert in verschiedenen Formen, findet sich Luziferianismus in philosophischen Strömungen wie dem Humanismus, Gnostizismus und der Kabbala, und es ist die treibende Kraft hinter Geheimgesellschaften wie den Rosenkreuzern, Freimaurern und vielen anderen.

Interessanterweise taucht das Wort Luzifer in der Bibel gar nicht auf. Es ist vielmehr eine später eingeschobene Interpretation. Bei Luziferianismus geht es darum, dass die Menschheit Göttlichkeit erreichen kann durch menschliche Mittel. Diese Philosophie wird symbolisch repräsentiert durch zwei mythische Figuren, die gleiche Eigenschaften haben: Prometheus und Luzifer. Beide werden von gewissen Kreisen als Wohltäter der Menschheit angesehen, da sie Feuer und Licht zu den strebenden Menschen brachten, was göttliches Wissen repräsentiert. Sie helfen den Menschen, selber Gott zu werden, durch ihre eigenen Mittel.

Diese Perspektive lässt die Bibel ganz anders interpretieren. In Genesis stellt sich so die Schlange als Held heraus, die den Menschen den verbotenen Apfel gibt, und so den Menschen das Wissen von Gut und Böse und alles, was dazwischen ist. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel wird positiv interpretiert als das menschliche Streben, Göttlichkeit zu erreichen. Der gewaltige Turmbau wurde jedoch von einem tyrannischen Gott gestoppt, der die Menschen in der physischen Welt gefangen hält. Er verwirrte die Sprache, und weil die Menschen sich nicht mehr untereinander verstanden, konnten sie den Turmbau nicht vollenden (Genesis 11.1-9).

Während die meisten Menschen, die mit Transhumanismus sympathisieren, keine Ahnung von „Luziferianismus” haben, sieht einer seiner Gründungsväter ganz klar die Verbindung: Der britische Philosoph Max More artikulierte die Prinzipien des Transhumanismus im Jahr 1990. In einem seiner Aufsätze („In Praise of the Devil”) geht er tief in theologisches Gebiet und verbindet Transhumanismus und Luziferianismus.

Der Teufel – Luzifer – ist eine Kraft des Guten (wo ich ‚gut' einfach als das definiere, was ich wertschätze, nicht als eine universale Gültigkeit oder Bedingung). ‚Luzifer‘ meint ‚Lichtbringer‘, und dies sollte uns ein Hinweis sein auf seine symbolische Bedeutung. Die Geschichte ist, dass Gott Luzifer aus dem Himmel warf, weil Luzifer begonnen hatte, Gott zu hinterfragen und Zwiespalt unter den Engeln zu verbreiten. Wir müssen uns daran erinnern, dass diese Geschichte aus der Sicht der Gottisten (wenn ich diesen Ausdruck münzen darf) erzählt wurde, nicht aus der Sicht der Luziferianisten (Ich werde diesen Ausdruck verwenden, um uns von den offiziellen Satanisten zu unterscheiden, mit denen ich fundamentale Differenzen habe). Die Wahrheit mag ganz einfach sein, dass Luzifer sich vom Himmel verabschiedete.

Nach More soll Luzifer wahrscheinlich selbst ins Exil gegangen sein, aus moralischer Empörung gegen den unterdrückenden Tyrannen Jehova. More beschreibt dann die Basis des luziferianischen Gedankens:

Gott, der gut dokumentierte Sadist der er ist, wollte zweifelsohne Luzifer bei sich halten, damit er ihn strafen konnte und versuchen, ihn wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Was aber wahrscheinlich wirklich passierte, war, dass Luzifer anfing, Gottes Reich zu hassen, Gottes Sadismus, seine Forderung nach sklavischer Konformität und Gehorsam, seine psychotischen Zornausbrüche bei jeder Zurschaustellung unabhängigen Denkens und Benehmens. Luzifer realisierte, dass er niemals für sich denken konnte, und sicherlich nicht nach seinem unabhängigen Denken handeln, solange er noch unter Gottes Kontrolle stand. Deswegen verließ er den Himmel, diesen schrecklichen spirituellen Staat, der von dem kosmischen Sadisten Jehovah beherrscht wurde, und wurde dabei von ein einigen Engeln begleitet, die genug Mut hatten, Gottes Autorität und seine Werteordnung zu hinterfragen.

Luzifer verspricht den Menschen „Freiheit“ von dieser Tyrannei, indem er ihnen „Früchte der Erkenntnis“ gibt, die ihnen der despotische Gott verboten hatte: Luzifer gibt den Menschen das Wissen, mit dem sie selber wie Gott werden können, was der eifersüchtige Gott verhindern wollte. Luzifer ist somit der Befreier der Menschheit, der ihr hilft, ihr wahres Potenzial zu entwickeln und mit zunehmendem Wissen unabhängig von Gott zu machen. Ja, der Mensch wird selber Gott!

Die EU, die wie im vorherigen Artikel erwähnt, das transhumanistische „Human-Brain-Projekt“ mit einer Milliarde Euro sponsort, hat ein Parlamentsgebäude, das an Brueghels Turm von Babel erinnert. Links: Das offizielle EU-Plakat, „Viele Sprachen, eine Stimme", mit dem Turm von Babel im Hintergrund und die Sterne der EU-Mitglieder verkehrt herum (Ein auf dem Kopf stehendes Pentagramm ist ein Zeichen für Luzifer). Zufall?

 

 

Und wie wir sehen, scheint dieses Versprechen durchaus in Erfüllung zu gehen. Allerdings sehen wir auch, dass je mehr der Mensch Gott spielt, das Leben auf diesem Planeten alles andere als positiv beeinflusst wird. Tatsächlich erfüllt sich nicht nur Satans Versprechen, sondern auch das von Gott, der meinte, wenn die Menschen von dem Baume äßen, sie sterben müssten.

Das Essen der Frucht der Erkenntnis schuf Polarität (symbolisiert durch das Erkennen des männlichen und weiblichen) und dadurch auch Opposition:

„So verführte er sie durch Trug. Und als sie von dem Baum kosteten, wurde ihnen ihre Scham offenbar und sie begannen, sich mit den Blättern des Gartens zu bekleiden; und ihr Herr rief sie: „Habe Ich euch nicht diesen Baum verwehrt und euch gesagt: »Wahrlich, Satan ist euer offenkundiger Feind«?" Sie sagten: „Unser Herr, wir haben gegen uns selbst gesündigt; und wenn Du uns nicht verzeihst und Dich unser erbarmst, dann werden wir gewiss unter den Verlierern sein." Er sprach: „Hinab mit euch; die einen von euch seien der anderen Feinde. Und es sei euch auf der Erde (nur) ein Aufenthaltsort und eine Versorgung auf Zeit bestimmt." [al-Araf 22-24]

Adam und Eva waren im Paradies wie kleine Kinder, die auch noch nicht reflektieren. Doch Satan lenkte sie ab und entfernte von diesem Urzustand:

„Doch Satan lenkte sie dort ab und brachte sie aus dem Zustand heraus, in dem sie waren. Da sprachen Wir: „Geht (vom Paradies) hinunter.“ [al-Baqarah 36]

So erkannten sie ihre Scham, nämlich Mann und Frau zu sein. Durch das Essen vom Baume der Erkenntnis von Gut und Böse wurden sie Polarität gewahr und von der ursprünglichen Einheit abgelenkt.

Polarität ist eine Bedingung, um Wissen zu erlangen: wir können nur wissen, was kalt ist, wenn es heiß gibt; wir wissen nur, was dunkel ist, wenn es hell gibt; wir wissen nur, was gut ist, wenn es böse gibt. Das Wissen vom Baume der Erkenntnis von Gut und Böse ist polar und antagonistisch. Es zerstört genau den paradiesischen Urzustand der Einheit, auf dem alles Leben basiert. Rationales Denken, dass auf Reflektion aufbaut, ist somit nicht konform mit dem Leben selbst und zerstört es. Dies haben Menschen aus allen Epochen lange erkannt.

Die Definition von „Rationalität“ ist allerdings sehr umfangreich und nicht einheitlich. Da dieser Begriff in dieser Artikelserie eine große Rolle spielt, wollen wir definieren, was wir darunter verstehen:

Mit Rationalität (von lateinisch rationalitas ‚Denkvermögen‘, abgeleitet von Ratio ‚Berechnung‘, ‚Vernunft‘, auch ‚Verhältnis‘, ‚(logischer) Grund‘, ‚Rechtfertigungsgrund‘, ‚Begründung‘) wird ein vernunftgeleitetes und an Zwecken ausgerichtetes Denken und Handeln bezeichnet. Der Begriff beinhaltet die absichtliche Auswahl von und die Entscheidung für Gründe, die als vernünftig gelten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. „Gründe“ wiederum implizieren Bilder oder Konzepte, die geistig erfassbar sind und einer Logik folgen.

Das Irrationale hingegen ist ein Zustand oder ein Handeln, das nicht durch vernünftige Gründe gestützt ist.

Viele klassische Philosophen unterscheiden zwischen Ratio und Intellectus, wobei Ratio in aller Regel ein niedrigeres Erkenntnisvermögen darstellt, das vergleichend und diskursiv operiert, Intellectus hingegen ein einheitlich zusammenschauendes Vermögen bezeichnet. Intellectus wäre das Synonym für Aql im Arabischen, worauf sich wahres Wissen stützen sollte. Der Satz z.B. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ ist nicht mit der Ratio, jedoch mit unserem Intellekt erfassbar.

Für den Gläubigen ist der Urgrund aller Dinge Gott, für den Ungläubigen gibt es keinen Grund der Gründe und damit einen höheren Sinn im Leben, weswegen für ihn gemeinhin letztlich alles sinnlos ist, und er einen Sinn meist nur darin sieht, sich der Sinnesbefriedigung hinzugeben. Und da alle Sinnesbefriedigungen sich abstumpfen, will er immer mehr und geht immer mehr ins Extreme und auch Perverse. Dabei zerstört er jegliche Moral und letztlich sich selbst.

Die Ansicht von Dr. Max More wurde inspiriert von der Bibel und den Gräueln, die darin beschrieben sind, und von einer tyrannischen Kirche, die hunderttausende Menschen folterte und auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Sicherlich haben wir dafür Verständnis. Aber allen Glauben abzulehnen und jedes Dogma, ist ein Dogma in sich selbst.


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