DIE RELIGION PAULUS

11-03-2022

Die Religion Paulus
 

Der Hauptunterschied, der die Dreieinigkeit vom Monotheismus, die Christen von den Muslimen trennt, ist zweifellos die Theologie von Paulus. Es ist Jahrhundertelang bekannt, dass die Christen die Theologie von Paulus folgen als den Lehren Jesu. Jesus lehrte das Gesetz des Alten Testaments, während Paulus die Mysterien des Glaubens lehrte, wobei er das Gesetz, für dessen Übermittlung die Propheten gelitten und sich aufgeopfert hatten, verleugnete. 

Johannes Lehmann erklärt wie folgt: „Das Einzige, das Paulus für wichtig erachtet, ist der Tod des Juden Jesus, der alle Hoffnung auf eine Befreiung durch einen Messias zerstörte. Er machte aus dem gescheiterten jüdischen Messias den siegreichen Christus, aus dem Toten das Lebendige, aus dem Menschensohn den Sohn Gottes.“[1]

Was Paulus als „Christentum“ proklamierte, war reine Ketzerei, die weder auf dem jüdischen Glauben, noch auf den Lehren des Rabbi Jesus basieren konnte. Aber wie Schonfield sagt: „Die Ketzerei des Paulus wurde zur Grundlage der orthodoxen Christen und die legitime Kirche wurde als ketzerisch enteignet.“[2]

Paulus tat etwas, das der Rabbi Jesus nie getan hatte und zu tun verabscheute. Er weitete das Versprechen Gottes auf die Nichtjuden aus; er schaffte das mosaische Gesetz ab, und er vermied direkte Annäherung an Gott durch das Einsetzen eines Vermittlers.“[3]

Wie bereits erwähnt, erklären viele Gelehrte Paulus als den hauptsächlichen Verfälscher des apostolischen Christentums und der Lehren Jesu. Andere wiederum verleihen Paulus den Heiligenstatus.

Joel Carmichael bezieht folgendermaßen Stellung: „Wir sind ein Universum weit von Jesus entfernt. Wenn Jesus kam, "nur um das Gesetz und die Propheten zu vervollständigen"; wenn er dachte, dass "kein Tüpfelchen, kein Punkt von dem Gesetz abgewichen werde", dass das vornehmste Gebot lautet: "Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr" und dass " niemand gut ist, als allein Gott" ... Was würde er dann von Paulus Taten denken! Der Triumph des Paulus bedeutete die letztendliche Auslöschung des historischen Jesus; er kommt in Christentum einbalsamiert zu uns, wie eine Fliege im Bernstein.“[4]

Viele Autoren haben auf die Ungleichheit zwischen den Lehren von Paulus und Jesus hingewiesen, darunter auch der deutsche Theologe, namens William Wrede.

Dr. Wrede kommentiert: „Bei Paulus ist der zentrale Punkt ein göttlicher Akt, in der Geschichte oder über die Geschichte hinausgehend, oder ein Komplex solcher Akte, welche der gesamten Menschheit eine vorgefertigte Erlösung übermitteln. Wer auch immer an diese göttlichen Akte glaubt – die Fleischwerdung, Tod und Wiedererweckung eines himmlischen Wesens, erlangt Erlösung.

Und dies, was für Paulus den Inbegriff der Religion darstellt -das Gerüst der Konstruktion seiner Frömmigkeit, ohne das sie kollabieren würde- kann dies eine Fortsetzung oder eine Wandlung des Evangeliums von Jesus sein? Wo in alledem ist das Evangelium, von dem Paulus behauptet, es verstanden zu haben? Von dem, was für Paulus das ein und alles darstellt: wieviel weiß Jesus davon? Überhaupt nichts!“[5]

Dr. Johannes Weiss fügt hinzu: „Daher stellte der Glaube an Christus, der von den einfachen Kirchen und von Paulus aufrechterhalten wurde, verglichen mit den Lehren Jesu etwas ganz Neues dar, es war eine ganz neue Art der Religion.“[6]

Welche Religion den Sieg davontrug, lässt sich leicht ermitteln. Die Lehren Paulus widersprechen drastisch die von Jesu, so sehr, dass sich die Anhänger zwischen Paulus und Jesu entscheiden müssen. 

Michael Hart äußert sich in seinem lehrreichen Wälzer, in dem die 100 einflussreichsten Männer der Geschichte aufgelistet sind, folgendermaßen über diese Entscheidung bzw. Frage „Jesus oder Paulus?“: „Obgleich Jesus für die hauptsächlichen ethischen und moralischen Regeln des Christentums verantwortlich war (soweit sich diese vom Judentum unterschieden), war der Heilige Paulus der Hauptentwickler der christlichen Theologie, ihr bedeutendster Bekehrer und der Verfasser eines großen Teils des Neuen Testaments.“[7]

Lehmann beschreibt den Standpunkt Paulus wie folgt: „Er fragt nicht, was zum Tode Jesu geführt hatte, er sieht nur, was er für ihn persönlich bedeutet. Er macht aus einem Mann, der die Menschen zur Aussöhnung mit Gott aufgerufen hat, einen Erlöser. Er macht aus einer orthodoxen jüdischen Bewegung eine universelle Religion, die letztendlich mit dem Judentum kollidierte.“[8]

 

In folgenden drei Hauptpunkten weicht die Theologie Paulus von der Jesu ab: 

1 - Die Göttlichkeit Jesu, die von der Theologie Paulus dargestellt wird, wogegen die Lehre Jesu auf die Einzigkeit Gottes beruht.

Jesus wurde entsandt um die Einzigkeit Gottes zu lehren, durch ständige Wiederholung und Nachdrücklichkeit betonte er diese Wichtigkeit, so wird berichtet: „Jesus aber antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft«.“[9]

Zudem besteht der erste Befehl: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“[10]

 

2 - Rechtfertigung durch den Glauben gegenüber dem Gesetz des Alten Testaments, das von Jesus Christus unterstützt wurde.

 

3 - Jesus sei ein universeller Prophet, gemäß Paulus Behauptung, obwohl die Lehren Jesu offen darlegen, dass er zum Hause Israels entsandt worden sei.

Jesus war ein weiterer Prophet in der langen Reihe der Propheten, die von Gott gesandt worden, um die irregegangenen Israeliten zu leiten. Er sprach eindeutig: "Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel."[11]

Zudem gab Jesus seinen Jüngern genaue Anweisungen: "Gehet nicht auf der Straße der Nichtjuden und ziehet nicht in die Städte der Samariter, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel."[12]

Jesus war nicht gesandt um die Menschen zu bekehren, so ist beispielsweise in seiner gesamten Lebenszeit nicht bekannt, dass er auch nur einen einzigen Nichtjuden bekehrt hat. Im Gegenteil, es wird berichtet, dass er eine hilfesuchende Nichtjüdin abwies und sie mit einem Hund verglich.[13]

 

Interessanterweise sind es genau diese drei Punkte, die das Christentum nicht nur vom Judentum, sondern auch vom Islam unterscheiden. Diese Abweichungen sind sehr kritisch; denn das Fundament ist von solch großer Wichtigkeit dass ein Abweichen von der Wahrheit die Erlösung eines Menschen bedroht. Betrachtet man die monotheistische Theologie in der Menschheitsgeschichte, ist zu erkennen, dass das heutige Christentum mit der  Dreieinigkeit völlig allein dasteht. Die Theologie des Paulus entwickelte außerordentliche Konzepte, die das, was heutzutage als Dreieinigkeit bekannt ist, unterstützen sollten. Es ist eigenartig, wie das möglich war. 

Jesus bezog sich auf das Alte Testament, worauf bezog sich die Theologie Paulus? Weit entfernt von den Lehren Jesu, das Gleichsetzen von ihm mit Gott.

Allah ruft im Koran zur Besinnung auf:

يَا أَهْلَ الْكِتَابِ لَا تَغْلُوا فِي دِينِكُمْ وَلَا تَقُولُوا عَلَى اللَّهِ إِلَّا الْحَقَّ ۚ إِنَّمَا الْمَسِيحُ عِيسَى ابْنُ مَرْيَمَ رَسُولُ اللَّهِ وَكَلِمَتُهُ أَلْقَاهَا إِلَىٰ مَرْيَمَ وَرُوحٌ مِّنْهُ ۖ فَآمِنُوا بِاللَّهِ وَرُسُلِهِ ۖ وَلَا تَقُولُوا ثَلَاثَةٌ ۚ انتَهُوا خَيْرًا لَّكُمْ ۚ إِنَّمَا اللَّهُ إِلَٰهٌ وَاحِدٌ ۖ سُبْحَانَهُ أَن يَكُونَ لَهُ وَلَدٌ ۘ لَّهُ مَا فِي السَّمَاوَاتِ وَمَا فِي الْأَرْضِ ۗ وَكَفَىٰ بِاللَّهِ وَكِيلًا ﴿١٧١﴾

„O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt gegen Allah nur die Wahrheit aus! al-Masih Isa, der Sohn Maryams, ist nur Allahs Gesandter und Sein Wort, das Er Maryam entbot, und Geist von Ihm. Darum glaubt an Allah und Seine Gesandten und sagt nicht „Drei“. Hört auf (damit), das ist besser für euch! Allah ist nur ein Einziger Gott. Preis sei Ihm (, und Erhaben ist Er darüber), dass Er ein Kind haben sollte! Ihm gehört (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Allah genügt als Sachwalter.“ (Der edle Koran 4:171)

 

قُلْ يَا أَهْلَ الْكِتَابِ لَا تَغْلُوا فِي دِينِكُمْ غَيْرَ الْحَقِّ وَلَا تَتَّبِعُوا أَهْوَاءَ قَوْمٍ قَدْ ضَلُّوا مِن قَبْلُ وَأَضَلُّوا كَثِيرًا وَضَلُّوا عَن سَوَاءِ السَّبِيلِ ﴿٧٧﴾‏

„Sag: O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion außer in (dem Rahmen) der Wahrheit und folgt nicht den Neigungen von Leuten, die schon zuvor irregegangen sind und viele (andere mit ihnen) in die Irre geführt haben und vom rechten Weg abgeirrt sind.“ (Der edle Koran 5:77)
 


[1] Lehmann, Johannes. S. 125-6

 

[2] Lehmann, Johannes. S. 128

 

[3] Lehmann, Johannes. S. 134

 

[4] Carmichael, Joel. S. 270.

 

[5] Wrede, William. 1962. Paul. (Translated by Edward Lummis) Lexington, Kentucky: American Theological Library Association Committee on Reprinting. S. 163.

 

[6] Weiss, Johannes. 1909. Paul and Jesus. (Translated by Rev. H. J. Chaytor) London and New York: Harper and Brothers. S. 130

 

[7] Hart, Michael H. The 100, A Ranking of the Most Influential Persons in History. S. 39 of the 1978 edition by Hart Publishing Co.; S. 9 of the 1998 edition my Citadel Press

 

[8] Lehmann, Johannes. S. 137

 

[9] Markus 12:29-30, siehe auch Matthäus 22:37-38 und Lukas 10:27

 

[10] 2. Mose 20:3, siehe auch 5. Mose 6:4-5

 

[11] Matthäus 15:24

 

[12] Matthäus 10:5-6

 

[13] Matthäus 15:22-28, Markus 7:25-30

 

 


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