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27.09.2025 51

ADAM NEUSSER DER HEIDELBERGER, DER MUSLIM WURDE

ADAM NEUSSER DER HEIDELBERGER, DER MUSLIM WURDE

ADAM NEUSSER
DER HEIDELBERGER, DER MUSLIM WURDE

Er war ein Mann der Reformation, ein Prediger mit Einfluss, ein Gelehrter aus Heidelberg – und doch nahm sein Leben eine unerwartete Wendung. Adam Neuser (um 1530–1576) gilt als einer der wenigen protestantischen Theologen, die im 16. Jahrhundert den Weg vom Christentum in den Islam fanden.

Neuser war zunächst ein anerkannter Prediger im reformierten Heidelberg. Doch bald begann er, grundlegende Lehren seiner Kirche infrage zu stellen. Vor allem die Dreieinigkeit, das zentrale Dogma des Christentums, erschien ihm unvereinbar mit der ursprünglichen Botschaft Jesu. Damit stand er in einer Reihe mit den sogenannten Antitrinitariern, die in ganz Europa verfolgt wurden.

In Briefen äußerte Adam Neuser seine Überzeugung, dass der Islam der ursprünglichen Lehre Jesu näherstehe als die christlichen Kirchen mit ihren komplizierten Dogmen. Seine Kontakte zu osmanischen Gesandten in Deutschland verstärkten diesen Eindruck.

Als die Kritik an ihm wuchs, musste Adam Neuser Heidelberg verlassen. Über Umwege gelangte er nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Dort trat er zum Islam über. Wenige Jahre später, um 1576, starb er in der osmanischen Hauptstadt des Kalifats.

Adam Neusers Geschichte steht exemplarisch für die religiöse Unruhe der Reformationszeit. Sie zeigt, dass die geistigen Grenzen zwischen Christentum und Islam in jener Epoche durchlässiger waren, als man lange annahm. Sein Lebensweg, vom Kanzelredner in Heidelberg bis zum Übertritt zum Islam in Istanbul, bleibt bis heute ein bemerkenswertes Kapitel europäisch-islamischer Geschichte.

 

Von Furkan bin Abdullah
Sontra, den 26.03.1447 / 18.09.2025

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