71. Sure: Nuh (Noah)

17-03-2020

71. Sure: Nuh (Noah)
Offenbart in Mekka
28 Ayat (Verse)

 

Diejenigen, die hartnäckig Allahs Botschaft ablehnen, werden bestraft. Die Lehre ist, dass das Gute die Wahrheit und Rechtschaffenheit hüten muss. Eine Stufe ist erreicht, wenn es sich von dem Bösen trennen muss, um zu verhüten, dass das Böse seine Verdorbenheit weiter verbreitet. Das wird alles in Noahs Geschichte hervorgehoben, die fast ein Gleichnis zu Muhammeds Geschichte mit den gottlosen mekkanischen Heiden ist.

 

 

بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

 

إِنَّا أَرْسَلْنَا نُوحًا إِلَىٰ قَوْمِهِ أَنْ أَنذِرْ قَوْمَكَ مِن قَبْلِ أَن يَأْتِيَهُمْ عَذَابٌ أَلِيمٌ ﴿١﴾ قَالَ يَا قَوْمِ إِنِّي لَكُمْ نَذِيرٌ مُّبِينٌ ﴿٢﴾ أَنِ اعْبُدُوا اللَّـهَ وَاتَّقُوهُ وَأَطِيعُونِ ﴿٣﴾ يَغْفِرْ لَكُم مِّن ذُنُوبِكُمْ وَيُؤَخِّرْكُمْ إِلَىٰ أَجَلٍ مُّسَمًّى ۚ إِنَّ أَجَلَ اللَّـهِ إِذَا جَاءَ لَا يُؤَخَّرُ ۖ لَوْ كُنتُمْ تَعْلَمُونَ ﴿٤﴾

„Wahrlich, Wir sandten Noah zu seinem Volk (und sprachen:) „Warne dein Volk, bevor über sie eine schmerzliche Strafe kommt.“ (1) Er sagte: „O mein Volk! Wahrlich, ich bin für euch ein deutlicher Warner (2), auf dass ihr Allah dienen und Ihn fürchten und mir gehorchen mögt. (3) Dann wird Er euch etwas von euren Sünden vergeben und euch Aufschub bis zu einer bestimmten Frist gewähren. Wahrlich, Allahs Termin kann nicht verschoben werden, wenn er fällig ist - wenn ihr es nur wüsstet!“ (Der edle Koran 71:1-4)

71:1 - Die von Allah (t) ausgesprochene Warnung entsprang - wie jede Warnung - Seiner Barmherzigkeit und Mitleid für die Menschen. Er gewährt von Sich aus den Aufschub, um den Menschen Gelegenheit für Umkehr zu gewährleisten.[1]

 

قَالَ رَبِّ إِنِّي دَعَوْتُ قَوْمِي لَيْلًا وَنَهَارًا ﴿٥﴾ فَلَمْ يَزِدْهُمْ دُعَائِي إِلَّا فِرَارًا ﴿٦﴾ وَإِنِّي كُلَّمَا دَعَوْتُهُمْ لِتَغْفِرَ لَهُمْ جَعَلُوا أَصَابِعَهُمْ فِي آذَانِهِمْ وَاسْتَغْشَوْا ثِيَابَهُمْ وَأَصَرُّوا وَاسْتَكْبَرُوا اسْتِكْبَارًا ﴿٧﴾ ثُمَّ إِنِّي دَعَوْتُهُمْ جِهَارًا ﴿٨﴾ ثُمَّ إِنِّي أَعْلَنتُ لَهُمْ وَأَسْرَرْتُ لَهُمْ إِسْرَارًا ﴿٩﴾ فَقُلْتُ اسْتَغْفِرُوا رَبَّكُمْ إِنَّهُ كَانَ غَفَّارًا ﴿١٠﴾يُرْسِلِ السَّمَاءَ عَلَيْكُم مِّدْرَارًا ﴿١١﴾ وَيُمْدِدْكُم بِأَمْوَالٍ وَبَنِينَ وَيَجْعَل لَّكُمْ جَنَّاتٍ وَيَجْعَل لَّكُمْ أَنْهَارًا ﴿١٢﴾ مَّا لَكُمْ لَا تَرْجُونَ لِلَّـهِ وَقَارًا ﴿١٣﴾ وَقَدْ خَلَقَكُمْ أَطْوَارًا ﴿١٤﴾ أَلَمْ تَرَوْا كَيْفَ خَلَقَ اللَّـهُ سَبْعَ سَمَاوَاتٍ طِبَاقًا ﴿١٥﴾ وَجَعَلَ الْقَمَرَ فِيهِنَّ نُورًا وَجَعَلَ الشَّمْسَ سِرَاجًا ﴿١٦﴾ وَاللَّـهُ أَنبَتَكُم مِّنَ الْأَرْضِ نَبَاتًا ﴿١٧﴾ ثُمَّ يُعِيدُكُمْ فِيهَا وَيُخْرِجُكُمْ إِخْرَاجًا ﴿١٨﴾ وَاللَّـهُ جَعَلَ لَكُمُ الْأَرْضَ بِسَاطًا ﴿١٩﴾ لِّتَسْلُكُوا مِنْهَا سُبُلًا فِجَاجًا ﴿٢٠﴾ 

„Er sagte: „Mein Herr, ich habe mein Volk bei Nacht und bei Tag (zum Glauben) aufgerufen. (5) Doch mein Ruf hat nur bewirkt, dass sie mehr und mehr davonliefen (6); und sooft ich sie rief, dass Du ihnen vergeben mögest, steckten sie ihre Finger in die Ohren und hüllten sich in ihre Gewänder und verharrten (in ihrem Zustand) und wurden allzu hochmütig. (7) Dann rief ich sie laut vernehmbar auf. (8) Dann predigte ich ihnen öffentlich, und ich redete zu ihnen im geheimen (9), und ich sagte: „Sucht Vergebung bei eurem Herrn; denn Er ist Allvergebend. (10) Er wird Regen für euch in Fülle herniedersenden (11); und Er wird euch mit Glücksgütern und Kindern stärken und wird euch Gärten bescheren und für euch Flüsse strömen lassen. (12) Was ist mit euch, dass ihr Allah nicht (in der Ihm gebührenden Weise) ehrt (13), wo Er euch doch in (verschiedenen) Phasen erschaffen hat? (14) Habt ihr nicht gesehen, wie Allah sieben aufeinander geschichtete Himmel erschaffen hat (15) und den Mond als ein Licht in sie gesetzt hat? Und gemacht hat Er die Sonne zu einer Leuchte. (16) Und Allah hat euch wie die Pflanzen aus der Erde wachsen lassen. (17) Dann wird Er euch wieder in sie zurückkehren lassen, und Er wird euch dann aus ihr hervorbringen. (18) Und Allah hat die Erde für euch zu einer ausgelegten Fläche gemacht (19), auf dass ihr auf ihren gangbaren Wegen ziehen mögt.“ (Der edle Koran 71:5-20)

71:5-13 - Diese Worte Noahs kamen erst, nachdem er sein Volk andauernd und ausreichend warnte. Dennoch steckten sie ihre Finger in die Ohren und hüllten sich in ihre Gewänder, damit die Stimme ihres Propheten sie nicht erreichen konnte. Noah hatte trotzdem mit allen Mitteln und zu allen Zeiten versucht, sein Volk zur Umkehr zu bringen. Er predigte in der Öffentlichkeit und redete im Vertrauen zu jedem von ihnen. Eine ähnliche Haltung nahm unser Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) ein. Und die mekkanischen Götzendiener verhielten sich ihm gegenüber wie das Volk Noahs.[2]

71:14 - Mit den verschiedenen Phasen sind die Entwicklungsstadien des Menschen im Mutterleib gemeint, und zwar von der Samenflüssigkeit bis zum fein gebildeten lebendigen Embryo, und nach seiner Geburt zum kräftigen Erwachsenen mit hoher Urteilskraft und Bildungsfähigkeit, dann zu einem schwachen Greis, dessen Wissen zurückschrumpft - manchmal bis auf das Niveau eines Kindes.

71:15-20 - Die Zahl der sieben Himmel wird im Koran hier an dieser Stelle und an weiteren sieben Stellen betont.[3]

 

قَالَ نُوحٌ رَّبِّ إِنَّهُمْ عَصَوْنِي وَاتَّبَعُوا مَن لَّمْ يَزِدْهُ مَالُهُ وَوَلَدُهُ إِلَّا خَسَارًا ﴿٢١﴾ وَمَكَرُوا مَكْرًا كُبَّارًا ﴿٢٢﴾ وَقَالُوا لَا تَذَرُنَّ آلِهَتَكُمْ وَلَا تَذَرُنَّ وَدًّا وَلَا سُوَاعًا وَلَا يَغُوثَ وَيَعُوقَ وَنَسْرًا ﴿٢٣﴾ وَقَدْ أَضَلُّوا كَثِيرًا ۖ وَلَا تَزِدِ الظَّالِمِينَ إِلَّا ضَلَالًا ﴿٢٤﴾

„Noah sagte: „Mein Herr, sie haben mir nicht gehorcht und sind einem gefolgt, dessen Reichtum und Kinder nur sein Verderben verstärkt haben. (21) Und sie haben gewaltige Ränke geschmiedet. (22) Und sie sagen (zueinander): „Lasst eure Götter nicht im Stich. Und verlasst weder Wadd noch Suwa noch Yaġuṯ und Ya‘uq und Nasr.“ (23) Und wahrlich, sie haben viele verführt; so mache, dass die Ungerechten selber umso mehr in die Irre gehen.“ (Der edle Koran 71:21-24)

71:21-22 - Noah (a.s.) als einziger unter allen Propheten in der Menschheitsgeschichte gibt von sich selbst jegliche Hoffnung auf, wendet sich an seinen Herrn mit diesen Worten und berichtet Ihm über einen ausweglosen Zustand, den Allah (t) sowieso kennt. Man darf Noah (a.s.) in diesem Zusammenhang keine Ungeduld vorhalten; denn die erfolglose Zeitdauer seiner Wirkung betrug 950 Jahre[4], d.h. die längste Zeit, um einem auflehnenden Volk einen Aufschub zur Besinnung zu geben.

71:23-24 - Es sieht so aus, als seien die so benannten Wesen ihre größten und bedeutsamsten Götzen gewesen und als hätten sie sie daher hinter dem Wort "Lasst eure Götter nicht im Stich" aufgeführt. Diese Götzen sind von den heidnischen Stammesgenossen Noahs an die Araber gelangt, und zwar bekam der Stamm Kalb den Wadd, der Stamm Hamdan den Suwa, der Stamm Maḏhiǧ den Yaġuṯ, der Stamm Murad den Ya‘uq und der Stamm Himyar den Nasr. Daher nannte man die Araber Abd Wadd (Diener des Wadd) und Abd Yaġuṯ (Diener des Yaġuṯ). Ferner sagt man: Wadd hatte die Gestalt eines Mannes, Suwa die einer Frau, Yaġuṯ die eines Löwen, Ya‘uq die eines Pferdes und Nasr die eines Adlers.[5]

 

مِّمَّا خَطِيئَاتِهِمْ أُغْرِقُوا فَأُدْخِلُوا نَارًا فَلَمْ يَجِدُوا لَهُم مِّن دُونِ اللَّـهِ أَنصَارًا ﴿٢٥﴾ وَقَالَ نُوحٌ رَّبِّ لَا تَذَرْ عَلَى الْأَرْضِ مِنَ الْكَافِرِينَ دَيَّارًا ﴿٢٦﴾ إِنَّكَ إِن تَذَرْهُمْ يُضِلُّوا عِبَادَكَ وَلَا يَلِدُوا إِلَّا فَاجِرًا كَفَّارًا ﴿٢٧﴾ رَّبِّ اغْفِرْ لِي وَلِوَالِدَيَّ وَلِمَن دَخَلَ بَيْتِيَ مُؤْمِنًا وَلِلْمُؤْمِنِينَ وَالْمُؤْمِنَاتِ وَلَا تَزِدِ الظَّالِمِينَ إِلَّا تَبَارًا ﴿٢٨﴾

„Ihrer Sünden wegen wurden sie ertränkt und in ein Feuer gebracht. Und dort konnten sie keine Helfer für sich gegen Allah finden. (25) Und Noah sagte: „Mein Herr, lass auf der Erdoberfläche keinen einzigen von den Ungläubigen (übrig) (26); denn, wenn Du sie lässt, so werden sie nur Deine Diener verführen und werden nur eine unverschämte Nachkommenschaft von Ungläubigen zeugen. (27) Mein Herr, vergib mir und meinen Eltern und dem, der mein Haus gläubig betritt, und den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen; und stürze die Ungerechten aber umso tiefer ins Verderben.“ (Der edle Koran 71:25-28)

71:25-27 - Diese Beschreibung gilt als ein warnendes Zeichen für alle Menschen und richtete sich zur Zeit der Offenbarung des Koran an die Götzendiener von Mekka, die den Propheten (صلى الله عليه و سلم) verfolgten. Das frevelhafte Volk Noahs erlitt nicht nur die Strafe der Ertränkung im Diesseits, sondern auch die Strafe des Höllenfeuers im Jenseits. Die Vollendung in der Vergangenheit durch den Ausdruck "... wurden sie ertränkt und in ein Feuer gebracht" ist in der bekannten Sprachform der "Gewesenheit" als vollendete Tatsache in der Zukunft, die in Allahs Wissen feststeht.[6]

71:28 - Mit diesem herzergreifenden Vers kommen wir zum Schluss dieser ermahnenden Geschichte Noahs in dieser Sure. Noah (a.s.) wurde unter allen Propheten durch ein besonders Verhalten gekennzeichnet: Sein Bittgebet beinhaltet hier in einem Zug die Vergebung für gläubige Menschen und die Vernichtung für andere, die das Unrecht begangen haben. Gepriesen sei Allah, der Allmächtige Gott.


 

Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten.

 


[1] vgl. 4:18; 11:25-49; 26:105-110 und die Anmerkung dazu

 

[2] vgl. 7:26; 11:32-34, 52; 26:105-110; 74:4 und die Anmerkung dazu

 

[3] vgl. 2:29; 17:44; 23:17; 23:86; 41:12; 65:12; 67:3 und die Anmerkungen dazu; ferner 3:37; 10:5 ; 20:53, 55; 23:17; 25:61

 

[4] vgl. 29:14

 

[5] Tafsīr Az-Zamaḫšaryy / Gätje, Helmut: Koran und Koranexegese, Zürich, Stuttgart 1971

 

[6] vgl. 6:128; 20:74; 21:76-77; 23:26-30 und die Anmerkung dazu

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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